Jahresbericht 2015

«Seit wir unsere Gewerkschaft gegründet haben, fühlen wir uns frei.»

Pakistanische Heimarbeiterin

 

Die aktuelle Zeit ist von zwei gegenläufigen Tendenzen geprägt : Während isolationistische Strömungen und Fremdenfeindlichkeit immer lauter werden, entstehen solidarische Initiativen. Neue ebenso wie lang existierende Netzwerke, junge und ältere Menschen engagieren sich unermüdlich für eine offene und solidarische Gesellschaft. Dazu gehört auch unsere internationale Solidaritätsarbeit, die wir dank unseren Spenderinnen und Spendern leisten können. Dieser Jahresbericht bietet Ihnen einen Überblick über unsere Unterstützungsaktionen im vergangenen Jahr.

Im Zuge der neoliberalen Globalisierung haben Armut, Ausbeutung und Unterdrückung zugenommen. Frauen sind davon besonders betroffen. Einen Arbeitsschwerpunkt des SOLIFONDS bildeten im vergangenen Jahr Unterstützungen für Arbeiterinnen, welche sich gemeinsam organisieren und für eine Verbesserung ihrer Arbeitsverhältnisse und für existenzsichernde Löhne kämpfen, sich aber auch gegen Übergriffe und Gewalt wehren : Dazu gehören Heimarbeiterinnen in Pakistan ebenso wie Textilarbeiterinnen in Bangladesh und Hausarbeiterinnen in Marokko, Mali und Südafrika.

Einen weiteren Schwerpunkt bildeten unsere Unterstützungen zur Durchsetzung von Gewerkschaftsrechten. In Pakistan kämpft die Gewerkschaft des Schweizer Konzerns Syngenta für die Festanstellung von LeiharbeiterInnen. Der widerrechtlich entlassene Gewerkschaftspräsident Imran Ali nahm im April am von MultiWatch organisierten Syngenta-Kongress in Basel teil. In Sri Lanka unterstützten wir den Aufbau einer Bewegung der Gewerkschaftsjugend, in Ägypten den Kampf der unabhängigen Gewerkschaften gegen Verschlechterungen im Sozial- und Arbeitsrecht. In Togo und Peru ging es um Rechtshilfe gegen illegale Entlassungen bzw. für streikende Hafenarbeiter, in Rumänien um den Aufbau eines unabhängigen Verbands von LehrerInnengewerkschaften.

Wie im Vorjahr bildeten Unterstützungen gegen Repression und Kriminalisierung einen Schwerpunkt. Um gegen falsche Anklagen vorzugehen, leisteten wir Rechtshilfe für ArbeiterInnen, Landlose und Indigene in Indien, Pakistan, Argentinien und Paraguay. In Südafrika unterstützten wir den Kampf der Minenarbeiter für Gerechtigkeit nach der Veröffentlichung des Untersuchungsberichts zum Marikana-Massaker. Und dank solidarischer Unterstützungen, auch durch den SOLIFONDS, gelang es, den Konkurs der LandarbeiterInnengewerkschaft zu verhindern. Im Kontext des Streiks vom Oktober 2012 hatten ihr südafrikanische Gerichte riesige Prozesskosten auferlegt.

In verschiedenen Ländern Westafrikas unterstützten wir den Kampf von Bauern und Bäuerinnen gegen «Land Grabbing». In Guatemala leisteten wir Hilfe gegen die Kriminalisierung des Widerstands gegen ein Wasserkraftprojekt, in Kolumbien für eine Solidaritätskarawane gegen Megaprojekte und Vertreibungen und für Vernetzungstreffen von Minenbetroffenen. Verteidigung von Land und Lebensräumen war unser dritter Arbeitsschwerpunkt.

Last but not least bildete die Unterstützung von politischen Kämpfen für Demokratie eine wichtige Rolle. In Burkina Faso unterstützten wir die Mobilisierung von Jugendlichen, in Tunesien die Diplomés Chômeurs ebenso wie eine Kampagne für eine unabhängige Überprüfung der Staatsschulden. Wir ermöglichten die Teilnahme und damit die Vernetzung von algerischen Diplomés Chômeurs am Weltsozialforum im März 2015 in Tunis.

 

Wie immer erlaube ich mir darauf hinzuweisen, dass der SOLIFONDS keine staatlichen Mittel erhält, sondern auf private Spenden und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen ist. Ich bitte Sie deshalb, den SOLIFONDS weiterhin grosszügig zu unterstützen, und danke Ihnen ganz herzlich.

 

Hans Schäppi, Präsident