Informationsbulletin Nr. 96

Anbau, Tausch und Verkauf von Saatgut ist für das Überleben der indigenen Bevölkerung, der Bäuerinnen und Bauern wie auch für die Ernährungssicherheit fundamental. Foto : Heñoi Jey Paraguay

Bäuerinnen und Bauern in Kolumbien und Paraguay verteidigen ihre Lebensgrundlage

Saatgut gehört allen!

Viele heutige Nutzpflanzen wurzeln in einem jahrhundertealten Wissen von Bäuerinnen und Bauern. Über Generationen haben sie durch Selektion an die jeweiligen lokalen Umweltbedingungen angepasste, autochthone Pflanzen gezüchtet – ihre Existenzgrundlage. Dieses Wissen wurde und wird in der praktischen Arbeit auf dem Feld weitergegeben. Kleinbauern leisten damit einen bedeutenden Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt und nicht zuletzt zur weltweiten Ernährungssicherheit. Dies ist auch eine Kernaussage des 2008 veröffentlichten Weltagrarberichts. Er empfiehlt deshalb dringend die Leistungen kleinbäuerlicher Produktion zu würdigen und zu fördern.

Die Entwicklung verlief jedoch gegenteilig : Die BäuerInnen werden ihres wichtigsten Produktionsmittels zunehmend enteignet. Seit den 1930er Jahren werden geistige Eigentumsrechte auf Saatgut erhoben. Ab den 1960ern kam das Sortenschutzabkommen UPOV hinzu. Hybridpflanzen, deren Samen unfruchtbar sind, wurden entwickelt und mit der Gentechnologie Patente auf Pflanzeneigenschaften durchgesetzt. Heute werden Patente auch auf konventionelle Züchtungen angewendet. Saatgut stellt kein öffentliches Gut mehr dar sondern eine streng reglementierte Ware. Die Weiterzucht findet in sterilen Forschungslabors statt. Ausgerichtet ist sie auf eine grossflächige, uniforme, industrielle Landwirtschaft. Monsanto, DuPont und Syngenta kontrollieren über die Hälfte des weltweiten Saatguthandels und liefern zu ihren Hochleistungssorten gleich die dazugehörigen Pestizide und Düngemittel.

Diese Saatgutkonzentration ist gefährlich : Die Sortenvielfalt nimmt rapide ab, das Wissen von Generationen geht verloren und die bäuerlichen und indigenen Gemeinschaften werden ihrer Lebensgrundlage beraubt. Unsere Ernährung liegt zunehmend in den Händen der multinationalen Saatgutkonzerne.

Doch gibt es weltweit auch viele Initiativen, Basisorganisationen und Kampagnen, die der Macht der Agrokonzerne entgegentreten. Der SOLIFONDS unterstützt zwei davon in Kolumbien und Paraguay.