Informationsbulletin Nr. 93

Welche Zukunft für Afrika? Junge TunesierInnen vor dem Denkmal für die Bootsflüchtlinge am ­Welt­sozialforum 2015 in Tunis. Foto: SOLIFONDS/us

Bewegungen in Nord-, West- und Südafrika fordern :

Eine Wirtschaft für die Menschen statt für Profit

In Tunesien, in mehreren Staaten Westafrikas und auch in Südafrika sind aktuell Kampagnen und Mobilisierungen im Gange oder in Vorbereitung, die das gleiche Ziel verfolgen: eine Wirtschaft, die im Dienst der Bevölkerung steht. Eine Wirtschaft also, die den Menschen dort, wo sie leben, ein Auskommen und eine Zukunft sichert.
Vier Jahre nach dem «arabischen Frühling» lässt in Tunesien der wirtschaftliche Aufschwung auf sich warten. Statt in den Ausbau der Infrastruktur, in Arbeitsplätze und Sozialprogramme fliesst ein Grossteil der Staatsgelder in den Schuldendienst. Bei den letzten Wahlen war deshalb die Abstinenz unter den Jüngeren besonders hoch. Sie sind desillusioniert und richten sich wieder vermehrt nach Europa aus, trotz aller Gefahren der Migration. In dieser Situation lanciert das Netzwerk RAID eine Kampagne für eine öffentliche Überprüfung der tunesischen Schulden. Illegitime Schulden sollen gestrichen, der Schuldendienst reduziert und die aufgezwungenen Strukturanpassungsmassnahmen abgeschafft, dem Land eine wirtschaftspolitische Perspektive eröffnet werden.
In Westafrika beschneidet der französisch-belgische Plantagenkonzern Socfin mit operativem Sitz im schweizerischen Fribourg zunehmend die Lebensgrundlagen zahlreicher Kleinbauern-Gemeinden, indem er seine Palmöl- und Kautschukplantagen laufend ausdehnt. Die Bauernorganisationen antworten mit Blockaden und Besetzungen gegen das in ihren Augen illegale und kolonialistische Vorgehen des Unternehmens. Dafür werden sie verfolgt, angeklagt und verurteilt – und in die Abwanderung getrieben.
Nachdem die LandarbeiterInnen in Südafrika vor zwei Jahren mit einem Streik die Erhöhung ihres kläglichen Lohns erreicht hatten, sahen sie sich bald einem harten Regime von Seiten der Farmer ausgesetzt. Entlassungen und Vertreibungen haben zugenommen, Arbeitsrechte werden missachtet, FarmarbeiterInnen missbräuchlich angeklagt. Sie müssen weiter für ihre Rechte kämpfen.
Eine andere Wirtschaft ist unabdingbar. Deshalb unterstützt der SOLIFONDS ­Initiativen von Nord- bis Südafrika, die dieses Ziel verfolgen.