Informationsbulletin Nr. 81

Seit November fordern FarmarbeiterInnen in der Kap-Region mit Protestaktionen einen fairen Lohn: 150 Rand pro Tag. Foto: Mike Hutchings/REUTERS

Aufstand der LandarbeiterInnen in Südafrika - Für Menschenwürde und Existenz sichernde Löhne

«Ich heisse Gert und arbeite seit über 20 Jahren auf der gleichen Farm. Mein Leben
dort ist schrecklich. Ich will nicht über den tiefen Lohn jammern. Ich möchte nur
respektiert werden. Ich will ohne Angst und Schrecken arbeiten. Ich will nicht mit
einem Spaten geschlagen werden.» (Interview in Ashton, 16.11.2012)

Mit den Protesten und Streiks, die am 6. November 2012 in der südafrikanischen
Kleinstadt De Doorns begonnen haben, bringen die LandarbeiterInnen ihre Wut zum
Ausdruck, die in ihrer jahrzehntelangen extremen Ausbeutung gründet. De Doorns unterscheidet sich dabei in Nichts von Hunderten kleinen Agrarstädten und -orten in ganz
Südafrika; die Missstände sind für die ArbeiterInnen auf den Farmen überall gleich.
Und dennoch: Der Aufstand in De Doorns ist ein historisches Ereignis. So wie die
Lonmin-Mine in Marikana für die Minenarbeiter ist De Doorns für die FarmarbeiterInnen
Ausgangspunkt breiter Proteste. Die Forderung nach 150 Rand (16 Franken) Tageslohn
steht im Zentrum eines sich rasch ausbreitenden Kampfes. An vielen Orten im Westkap
ist es seit November zu spontanen Protestaktionen der LandarbeiterInnen gekommen.
Menschen, die zeitlebens unter gleichsam feudalen Verhältnissen gearbeitet haben und
nicht organisiert waren, stehen mit einem Mal auf und fordern einen Existenz sichernden
Lohn und bessere Lebensbedingungen. Regierung und Farmer reiben sich die
Augen.
Grossen Anteil an den andauernden Protesten hat die Generation junger Menschen
auf dem Land, die die Unterdrückung und ihre missliche Lage nicht länger akzeptieren
wollen. Eine führende Rolle haben Frauen inne. In nicht wenigen Fällen stehen sie
an vorderster Front. Die Arbeiterinnen auf den Farmen verdienen noch weniger als
die Männer, ob sie Arbeit oder eine Wohnmöglichkeit auf den Farmen bekommen, ist
zudem noch unsicherer.
Der SOLIFONDS unterstützt aktuell den Kampf der Farmarbeiterinnen und Farmarbeiter
in Südafrika für Menschenwürde, Existenz sichernde Löhne und anständige Arbeitsbedingungen.