Informationsbulletin Nr. 78

In 27 von 31 Gemeinden in Huehuetenango hat sich die Bevölkerung in Volksabstimmungen mit überwältigender Mehrheit gegen Megaprojekte ausgesprochen. Foto: ADH

«Wir alle sind Barillas» – Solidarität mit den Q’anjob’al in Guatemala

Es geschah zur Mittagszeit am vergangenen 1. Mai in der guatemaltekischen Gemeinde Santa Cruz Barillas, einer Gegend im Departement Huehuetenango, in der mehrheitlich Indigene der Gemeinschaft der Q’anjob’al leben. Andrés F. Miguel, Pablo A. Pablo und Esteban Bernabé, drei Vorsteher der Gemeinschaft, befanden sich auf dem Heimweg von Barillas in ihren Weiler Posa Verde, als sie von Unbekannten angegriffen wurden. Andrés Miguel starb am Ort des Attentats an den erlittenen Schussverletzungen, die beiden anderen wurden schwer verletzt. Sie sagten nach ihrer Rettung aus, dass die Angreifer ein Fahrzeug benutzt hätten, wie sie auch das Unternehmen «Hidro Santa Cruz» besitze. Pablo A. Pablo hatte sich bisher standhaft geweigert, sein Land dem Unternehmen zu verkaufen, das ein Kraftwerk an einem für die Q’anjob’al lebenswichtigen und heiligen Fluss bauen will. Das Attentat stand für die Menschen in Barillas eindeutig in diesem Kontext.

In Barillas war das Fest des Dorfheiligen in Gang, als die Anwesenden vom Attentat erfuhren. Unmittelbar verwandelte sich das Fest in eine wütende Kundgebung gegen «Hidro Santa Cruz» und die Regierung, der ausländische Unternehmen wichtiger sind als die einheimische Bevölkerung. In der Folge überrannten 500 Demonstrierende einen Militärposten, weil angeblich die Attentäter dorthin geflüchtet waren.

Hierauf verhängte die nationale Regierung den Ausnahmezustand und beorderte massive Militär- und Polizeieinheiten ins Gebiet. Die Q’anjob’al sahen sich in die Zeit der Militärdiktatur zurückversetzt. Viele flüchteten aus Angst in die Berge oder das nahe Mexiko. Mit Recht, denn die Sicherheitskräfte drangen gewaltsam in Häuser ein und verhafteten siebzehn Personen, angeblich Drogenhändler, wie Staatspräsident Otto Pérez Molina drei Tage später ausführte – ohne Beweise. Am 27. Mai wurden die beiden mutmasslichen Angreifer verhaftet – Angestellte von «Hidro Santa Cruz».

Unter dem Motto «Wir alle sind Barillas» riefen die betroffene Gemeinde und ihre Organisationen eine Kampagne zur Verteidigung ihrer Rechte ins Leben – sie brauchen

unsere Solidarität.