Informationsbulletin Nr. 77

Demonstration für die Rechte der Zuckerrohrarbeiter im Valle del Cauca.

Kolumbien: Solidarität mit bedrohten Gewerkschaftern!

15. Februar 2012: Der kolumbianische Gewerkschafter Efraín Amezquita wird in Cali auf offener Strasse mit einem Genickschuss ermordet. Hintergrund: Amezquita war an der Gründung der lokalen Transportarbeitergewerkschaft Sintramasivo Ende 2010 beteiligt. Seither haben die Gewerkschaftsmitglieder immer wieder Morddrohungen von Paramilitärs erhalten. Bedroht wurde auch die Führung des Gewerkschaftsdachverbands CUT in der Region Valle del Cauca, der die Gründung mitinitiiert hat. In den ersten zwei Monaten dieses Jahres sind in Kolumbien fünf Gewerkschafter ermordet worden, zwei davon in der Region Valle del Cauca.

Während die kolumbianische Regierung unter Präsident Juan Manuel Santos einen Diskurs von Menschenrechten und Gewerkschaftsfreiheit führt, sieht die Realität ganz anders aus. Betriebsschliessungen, Auslagerung von Arbeitsplätzen und Entlassungen sind an der Tagesordnung – Freihandelsverträge, etwa mit der Schweiz, der EU oder den USA, verschärfen diese Entwicklung weiter. Mit verheerenden Folgen für die ArbeiterInnen: Bereits heute arbeitet in der Region Valle del Cauca weit über die Hälfte der Erwerbstätigen in prekären Verhältnissen, immer mehr Arbeitsplätze werden an Scheinkooperativen und Temporärfirmen ausgelagert, das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung wird ausgehöhlt. Gewerkschaften werden mittels Massenentlassungen und Betriebsschliessungen zerschlagen. Wer weiterhin gewerkschaftlich aktiv ist, wird eingeschüchtert und von Paramilitärs bedroht.

Trotzdem fährt der regionale Gewerkschaftsdachverband CUT-Valle fort, insbesondere auch die ArbeiterInnen in prekären Arbeitsverhältnissen zu organisieren und Mobilisierungen durchzuführen. Die beharrliche Arbeit zeigt Erfolge: Mehrere neue Gewerkschaften konnten gegründet werden. Dabei muss die CUT-Valle selber unter finanziell äusserst prekären Bedingungen arbeiten. Mit der 1.-Mai-Aktion unterstützt der SOLIFONDS deshalb den regionalen Gewerkschaftsdachverband in seiner Organisierungs- und Mobilisierungsarbeit.