Informationsbulletin Nr. 73

Für Holcim die Profite, für die Arbeiter miserable Löhne.

Indien : Schweizer Konzern Holcim zahlt Hungerlöhne und spielt auf Zeit

Im indischen Bundesstaat Chhattisgarh befinden sich Arbeiter des Zementunternehmens ACC-Holcim und ihre Familien seit Anfang April in einer unbefristeten Protestaktion. Vor der Fabrik in der Stadt Jamul demonstrieren die Familienangehörigen und UnterstützerInnen mit einem Sitzstreik, die Arbeiter schliessen sich jeweils nach ihrer Schicht dem Protest an. Am 28. April sind 1000 von 1200 Arbeitern zu Hause geblieben und die Produktion im Betrieb war praktisch stillgelegt.
Hintergrund dieser Proteste ist, dass drei Viertel der Arbeiter der Zementfirma zu Hungerlöhnen arbeiten. Statt dass die Arbeiter feste Arbeitsverträge erhalten würden, sind sie als Temporärarbeiter angestellt und erhalten einen Bruchteil des Lohns von Festangestellten.
Verantwortlich dafür ist der Schweizer Konzern Holcim, eines der weltweit führenden Unternehmen im Zementgeschäft. 2005 hat Holcim die grössten indischen Zementhersteller, Associated Cement Companies Ltd. (ACC) und Ambuja Cement, gekauft und ist damit zur Nummer zwei auf dem boomenden indischen Zementmarkt aufgestiegen. Derselbe Konzern ist bemüht, sich als verantwortungsvoller Arbeitgeber darzustellen: Auf seiner Internetseite schreibt er, dass er die Lebensqualität der Angestellten, ihrer Familien und
der Gemeinschaften rund um die Holcim-Betriebe verbessern will. In Chhattishgarh macht er genau das Gegenteil – und setzt sich mit seinem Lohndumping über die indischen Gesetze hinweg. Dafür ist Holcim im März bereits in zweiter Instanz verurteilt worden. Das Oberste Gericht in Chhattisgarh hat festgestellt, dass es sich bei den Temporärarbeitsverträgen
um Scheinverträge handelt, und hat Holcim aufgefordert, feste Arbeitsverträge abzuschliessen. Holcim akzeptiert jedoch das Gerichtsurteil nicht und hat es angefochten.Der Konzern spielt auf Zeit.
«Damit sich Holcim endlich mit den Temporärarbeitern an einen Tisch setzt, brauchen wir eure Solidarität», schreibt die Gewerkschaft der Temporärarbeiter, Pragatisheel Cement Shramik Sangh. «Ihr könnt uns unterstützen, indem ihr bei euch, wo der Konzern seinen Hauptsitz hat und um ein gutes Image bemüht ist, bekannt macht, wie er die indischen Arbeiter ausbeutet.» Der SOLIFONDS wird sich deshalb mit einer Solidaritätskampagne
dafür einsetzen, dass sich der Zementriese endlich bewegt und die Arbeiter zu fairen Bedingungen anstellt.

Links zu Materialien

Offener Brief an Herrn Markus Ackermann, CEO Holcim Ltd vom 15.6.2011

Findings of a Trade Union Delegation on Contract Workers June 16, 2011