Informationsbulletin Nr. 109

Für gleiche Rechte, gegen Gewalt an Frauen und gegen Rassismus – Milca Martins von Sindoméstico, Brasilien. Foto: Y. Zimmermann

Ägypten und Brasilien

Hausarbeit ist Arbeit : Hausangestellte fordern ihre Rechte ein

 

Vor einigen Jahren campierten Hausarbeiterinnen vor dem Parlament in Südafrika. Auf diese Weise wollten sie Druck auf die ParlamentarierInnen ausüben, damit diese den Mindestlohn erhöhten. Natürlich hätten die wenigsten Abgeordneten ein Interesse an einer solchen Lohnerhöhung, sagte damals die Generalsekretärin der Hausarbeiterinnengewerkschaft, beschäftigten sie doch alle selber eine Hausangestellte bei sich zu Hause. Wieso sollen Minister oder Abgeordnete per Gesetz die Stellung der Hausarbeiterinnen verbessern, wenn sie selbst von deren Tieflöhnen und ständiger Verfügbarkeit profitierten? Diese Frage stellt sich auch im Fall der ägyptischen Hausarbeiterinnen, denen seit Jahrzehnten grundlegende Arbeitsrechte vorenthalten werden und die in der Öffentlichkeit praktisch nicht existieren.

In Brasilien gelten die Arbeitsrechte seit wenigen Jahren auch für Hausarbeiterinnen und die Regierung hat die Konvention 189 der Internationalen Arbeitsorganisation zum Schutz der Hausarbeiterinnen ratifiziert. Dafür zu sorgen, dass diese Rechte auch umgesetzt werden, ist jedoch für die Hausarbeiterinnen ein schwieriges Unterfangen. In beiden Fällen ist es entscheidend, dass sich die Hausarbeiterinnen organisieren, um ihre Rechte einzufordern und durchzusetzen. Darin unterstützt sie der SOLIFONDS mit dieser Kampagne.

Alle drei Beispiele – Südafrika, Ägypten, Brasilien – weisen auf den global geltenden Umstand hin: Solange Hausarbeit keinen Wert hat, bleibt Hausarbeit Frauenarbeit. Wird sie von Angestellten geleistet, sind dies oft gesellschaftlich und ökonomisch schlechter gestellte Frauen, Migrantinnen, Mädchen. Nicht selten ist die Haltung ihnen gegenüber von patriarchalen, kolonialen oder rassistischen Mustern geprägt. Ihre Isolierung am Arbeitsplatz sowie Vorurteile in der Gesellschaft öffnen die Tür zu finanzieller und zeitlicher Ausbeutung, Diskriminierung, Gewalt und Missbrauch.

Dank dem unermüdlichen Einsatz der Gewerkschaften von Hausarbeiterinnen aus verschiedenen Ländern wurde vor vier Jahren die ILO-Konvention 189 ver- abschiedet. Und dieses Jahr ist das Problem von Gewalt und Missbrauch am Arbeitsplatz, von denen Hausarbeiterinnen speziell betroffen sind, auf die Agenda der Internationalen Arbeitsorganisation gesetzt worden. Tragen wir mit unserer Solidarität dazu bei, dass der Kampf der Hausarbeiterinnen in Ägypten und Brasilien ebenfalls Erfolg hat!